Ein Kollege aus Syrien, ein anderer aus Afghanistan und ein dritter aus Eritrea. Kulturelle Vielfalt am Arbeitsplatz kann eine Bereicherung sein. Andererseits kann ein multikulturelles Arbeitsumfeld viele Missverständnisse und konfliktreiche Situationen unter Kollegen und dem Chef befördern. Beispielsweise ist es im Mittleren und Nahen Osten wie auch im afrikanischen Kulturkreis meist üblich einer eher steilen Hierarchie zu folgen: Eine zurückhaltende Mitarbeit in Teamsitzungen wird im deutschen Kulturkreis jedoch eher als unangebracht und desinteressiert aufgefasst. Für arabischsprachige Mitarbeiter stellt Zurückhaltung in derartigen Situationen hingegen genau umgekehrt ein Zeichen des Respekts und der Höflichkeit dar. So geschehen täglich Situationen, in denen Verhaltensweisen ganz anders verstanden werden, als diese gemeint sind. Werden solch kulturelle Differenzen nicht berücksichtigt, so wird es schwer, den Erwartungshaltungen gerecht zu werden.
Wer über interkulturelle Kompetenz verfügt, bringt mehr Verständnis für die eigene und fremde Kultur auf. Weitere Grundvoraussetzungen bilden eine offene Haltung – frei von Vorurteilen – und die Fähigkeit, sich in verschiedene Verhaltensweisen und Denkmuster hineinzuversetzen. Sowohl unsere Wahrnehmung wie auch unser Handeln sind geprägt von deutschen Kulturstandards und Wertorientierungen. Genügend Geduld und Einfühlungsvermögen stellen die Weichen für einen kulturellen Austausch. Interkulturelle Kompetenz lebt von der Erfahrung mit dem „Fremden“, den anderen Kulturkreisen. Immerhin sollte man nie vergessen, dass jeder Mensch seine eigene, ganz persönliche Geschichte mitbringt.
Im Rahmen des Modellprojekts haben wir ein spezielles Seminar „Interkulturelle Kompetenz“ für Beschäftige, die beruflich Kontakt zu geflüchteten Personen haben, entwickelt und erfolgreich erprobt. Verschiedene Integrationsgesetze einiger Bundesländer fordern ausdrücklich die interkulturelle Kompetenz in den Betrieben zu stärken.